Norbert Brand über Pioniergeist und den Wert eines Familienunternehmens
Norbert Brand
Interview mit unserem Gründer anlässlich 45 Jahre NOBRA GmbH
Sehr geehrter Herr Brand, die Gründerzeit von NOBRA liegt nun 45 Jahre zurück. Welcher Geruch oder welches Geräusch aus den ersten Tagen Ihrer Unternehmensgründung ist Ihnen bis heute am stärksten im Gedächtnis geblieben?
Ich erinnere mich noch gut, das war der Geruch von Gold. Wir haben mit Porzellan begonnen und die Goldfläschchen für die Dekore hatten diesen ganz extremen Geruch, der uns immer begleitet hat. Damals haben wir die Abfälle teilweise noch mit unseren privaten Fahrzeugen abgeholt und der Geruch war so intensiv, dass wir nur mit offenen Fenstern fahren konnten. Da hatte man auch schon mal Kopfweh.
Die NOBRA GmbH ist spezialisiert auf die Rückgewinnung von Edelmetallen. Erinnern Sie sich noch an den unscheinbarsten oder überraschendsten Gegenstand, aus dem Sie im Laufe der Jahre wertvolle Edelmetalle zurückgewinnen konnten?
Am überraschendsten waren die Dekore von Porzellanherstellern, über die ich eben gesprochen habe. Wir haben Dekore abgeholt, in denen sich so viel Gold verborgen hat, dass wir zehnmal so viel extrahieren konnten wie ursprünglich angenommen. Das war auch für unseren Kunden eine schöne Überraschung. Später waren es die Chips von Kreditkarten oder das Modulband, die ganze Kisten voll mit Goldresten gebracht haben. Generell gab es auch beeindruckende Spezialprojekte mit der Pharmaindustrie, die wir langfristig ausgearbeitet haben. Das waren beeindruckende Projekte.
Als Gründer und langjähriger Kopf der NOBRA GmbH haben Sie zweifellos viele unkonventionelle Entscheidungen getroffen. Welche Entscheidung, die damals als riskant oder verrückt galt, sehen Sie heute als den größten Meilenstein an?
Das war die Entscheidung für eine neue Ofentechnologie. Das war verrückt, denn wir haben diesen neuen Ofen gekauft, bevor wir überhaupt das Material hatten, um ihn zu füllen. Ich war immer jemand, der vorausschaut und sich fragt, was übermorgen gebraucht wird. Wenn neues Material auf den Markt kommt, müssen wir in der Lage sein, es zu verarbeiten. Wir mussten uns die Fähigkeit verschaffen, damit das Geschäft überhaupt weitergehen konnte. Diesen Mut, vorausschauend zu handeln und in die Zukunft zu investieren, statt nur auf das Hier und Jetzt zu schauen, sehe ich als wichtigen Meilenstein.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten heute mit dem Norbert Brand von vor 45 Jahren sprechen. Welchen Ratschlag würden Sie ihm geben, der ihm nicht nur in geschäftlichen, sondern auch in persönlichen Angelegenheiten geholfen hätte?
Ich würde ihm sagen: Sei beharrlich, aber nicht ungeduldig. Um weiterzukommen im Leben, brauchst du Beharrlichkeit. Gib niemals auf und lass dich nicht entmutigen, wenn die Dinge schwierig sind. Das Wichtigste ist: Sei fleißig. Du darfst nicht auf die Uhr schauen. Wenn du dich selbständig machst, gibt es keinen Feierabend. Du musst diszipliniert sein. Und immer denken: wir liefern Qualität!
Welches ist denn die wertvollste Lektion, die Sie Ihren Kindern über das Unternehmertum beigebracht haben, die nicht in einem Lehrbuch zu finden ist?
Die wertvollste Lektion ist: Du musst die Firma so gut machen, dass du den Aufträgen nicht hinterherrennen musst. Das erreichst du, indem du jeden Pfennig, den du verdienst, wieder in die Firma investierst. Du musst vorausschauend handeln und immer den Anschluss halten, statt nur auf das aktuelle Budget zu schauen. Gib kein Geld aus, das du nicht hast und investiere in die Zukunft.
Das Motto der heutigen Brand Recycling Group lautet „preserve what matters“. Was ist der eine, immaterielle Wert im Unternehmen, den Sie unbedingt bewahren möchten?
Das ist Vertrauen und Wertschätzung gegenüber unseren Mitarbeitern. Ich habe immer gesagt: "Hier gibt es keinen Chef, wir sind ein Team". Bei uns sind alle Gehaltsempfänger und bekommen gerne auch regelmäßig eine freiwillige Zahlung on top. Das ist die Basis. Ich erwarte keine Lohnempfänger, sondern Partner, die sich wohlfühlen und diszipliniert arbeiten. Der wichtigste Wert ist aber, dass wir offen und ehrlich sind, auch wenn es schwierig wird. Dieses familiäre Miteinander ist uns sehr wichtig, denn es funktioniert nur zusammen – wie ein Zahnrad.
Sie sprechen bereits die Mitarbeiter an. Ihre Mitarbeiter haben eine hohe Betriebszugehörigkeit von über 10 Jahren und mehr. Welchen unsichtbaren "Klebstoff" gibt es bei NOBRA, der diese Loyalität schafft?
Der Klebstoff ist Vertrauen, die persönliche Ebene und die flache Hierarchie. Ich habe mich nie als der große Chef inszeniert, sondern immer gesagt: "Wir sind ein Team". Wir sind transparent in unserer Führung, denn wir wissen, dass das Unternehmen nur funktioniert, wenn alle Zahnräder ineinandergreifen. Wir sind im ständigen Austausch miteinander. Für uns gibt es kein "Du musst", sondern wir verstehen, dass ein Mitarbeiter, der privat zufrieden ist, auch eine bessere Arbeit abgibt. Außerdem investieren wir kontinuierlich in die Modernisierung der Arbeitsplätze, um ein Umfeld zu schaffen, in dem sich die Mitarbeiter wohlfühlen und um langfristige Sicherheit und Perspektiven zu gewährleisten.
Das klingt nach einem starken Bewusstsein für langfristiges Denken. Welchen „generationsübergreifenden Vertrag“ sehen Sie als implizites Versprechen der Familie Brand an ihre Mitarbeiter und Partner?
Unser implizites Versprechen ist Beständigkeit und Investition in die Zukunft. Wir haben das Geld, das wir verdienen, immer wieder in die Firma gesteckt, um moderner und noch besser zu werden. Unser Ziel war es immer, eine gesunde, schuldenfreie Firma aufzubauen. Das ist unser Versprechen: Wir sind nicht auf kurzfristigen Gewinn aus, sondern darauf, ein sicheres und innovatives Umfeld zu schaffen, in dem unsere Mitarbeiter wissen, dass ihr Arbeitsplatz lange besteht. Wir nutzen auch jedes Audit mit unseren Kunden und jede Herausforderung, um daraus zu lernen und besser zu werden.
Familienbetriebe sind bekannt für ihre Widerstandsfähigkeit. Welches „Geheimnis“ der NOBRA GmbH hat das Unternehmen durch stürmische Zeiten manövriert, die andere vielleicht nicht überlebt hätten?
Unser Geheimnis ist das Miteinander und unsere schnelle Entscheidungsfähigkeit. Wir haben schon früh erlebt, wie man mit Rückschlägen umgeht, zum Beispiel nach einem Brand, den wir in den 90er-Jahren hatten. Wir hätten damals aufgeben können, aber ich habe den Mitarbeitern gesagt: "Wir hatten's gut, und jetzt machen wir's noch besser." Wir haben weitergemacht, die Firma wieder aufgebaut und die Mitarbeiter in der schweren Zeit nicht im Stich gelassen. Das ist die Stärke eines Familienunternehmens: Wir sind nicht schwerfällig, sondern viel schneller in den Entscheidungen und viel persönlicher.
Wie sehen Sie denn die Zukunft Edelmetall-Recycling-Industrie? Was wird sich am meisten verändern und welche Rolle wird die BRG dabei spielen?
Die größte Veränderung wird sein, dass die Disziplin über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Das Label "Made in Germany" hat gelitten. Wir müssen immer mit voller Transparenz kommunizieren, um zu beweisen, dass wir die besten und ehrlichsten Partner sind. Die BRG wird ihre Vordenkerrolle im Bereich moderner Technologien weiter ausbauen, denn wir müssen immer vorausschauend bleiben und uns ständig verbessern, um unseren Ansprüchen gerecht zu werden und den Anschluss nicht zu verlieren.
Noch eine Frage zum Abschluss. Die NOBRA GmbH hat in den vergangenen 45 Jahren die Basis für das Unternehmen und seinen Erfolg gelegt. Was soll das Vermächtnis der nächsten 45 Jahre sein, und welchen Wert möchten Sie, dass die Brand Recycling Group in der Welt bewahrt?
Das Vermächtnis soll sein, dass wir als Familienunternehmen weiterhin für Qualität, Vertrauen und unermüdlichen Fortschritt stehen. Ich wünsche mir, dass die BRG, den Wert bewahrt, dass wir nicht nach dem Geld rennen, sondern die Firma so gut machen, dass die Kunden uns vertrauen und das Material zu uns kommt. Es gilt die gleiche Grundhaltung wie bereits zu Beginn vor 45 Jahren: "Ordnung, Sauberkeit, Ehrlichkeit" sind die Voraussetzungen und wir müssen durch Innovation immer dranbleiben, denn Stillstand ist Rückschritt.
Vielen Dank, Herr Brand.